Nr.1 Juni 2012 - page 6

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O
RIGI
NAL
Herr Botta, was fasziniert Sie an
der Rigi?
Es ist ein Berg, der im Zentrum der
Schweizer Geschichte steht. Die Rigi
ist für mich das Herz der Schweiz. Die-
ses Gefühl hatte ich schon als Kind,
als wir einst vom Tessin her eine
Schulreise in dieses Herz der Schweiz,
eben auf die Rigi, machten. Und dass ich hier jetzt bauen
durfte, bedeutet für mich sehr viel.
Dann haben Sie also bei der Anfrage sofort zugesagt
für die Architekturleistung auf der Rigi?
Ja, natürlich. Ich habe sehr gerne zugesagt, da ich gerade
eben ein Wellness-Projekt in Arosa beendet hatte. Es
schien mir interessant, mich demselben Thema erneut zu
stellen, jedoch mit völlig anderen Bedingungen betreffend
der Umgebung.
Schauen Sie, hier haben wir wirklich etwas Spezielles. In
einem anderen Interview habe ich es so gesagt: In der Sub-
stanz ist es ein unterirdisches Projekt, weil einzig der Turm
hinausragt. Wie eine Schachtel. Und dazu kommt jetzt
eben der Bezug zur umgebenden und in der Tat einmaligen
Landschaft. Der grosse Platz über dem Bad bildet so eine
Art Gemälde, das mit der Umgebung in eine Beziehung
tritt.
Mario Botta, einer der
bedeutendsten Architekten
der Gegenwart
Mario Botta zählt zu den bedeutendsten Architekten der Gegenwart. Das
Wirken des 1941 geborenen Tessiners reicht weit über die europäischen
Grenzen hinaus, er ist in den Vereinigten Staaten wie auch in Asien tätig. Er
vertritt einen unverwechselbaren Stil. Seine Planungen und Gebäude zeich-
nen sich durch ihre einfachen geometrischen Formen aus. Durch eine Tren-
nung in der Vertikalen entstehen Zwischenräume, die Botta mit Fenstern
ausstattet. Markante Querlinien kennzeichnen das Äussere der Gebäude, so
dass Kontinuität und Unterbrechung die beiden Spannungspole in seiner
Baukunst bilden. Mario Botta arbeitet oft mit massiven Baumaterialien, wie
Naturstein oder Backstein. Der rationalistische Stil Bottas setzt sich dann
aus Licht und Schatten zusammen. Zu den Planungs­
objekten Bottas zählen Gewerbebauten, Wohnhäuser,
Museumsbauten, Kirchen, Verwaltungsgebäude und öf-
fentliche Bauten. Neben diesen Einzelobjekten entwirft er
auch komplette Dorfkerne.
Bekannt sind unter anderem der Sitz der UBS in
Basel, die Kathedrale im französischen Evry, das Gebäu-
de des Museum of Modern Art in San Francisco, das
Centre Dürrenmatt in Neuchâtel, Bürohochhäuser in
Seoul und Pusan, Südkorea, das Projekt für die «Arche
Noah» in Jerusalem oder das Büro und die Wohnüber-
bauung «La Fortezza» in Maastricht. Weiterhin gehören
dazu die Talstation in Orselina, die Bergstation in Cardada/
Colmanicchio, die Synagoge und das Kulturzentrum in
Tel-Aviv, das Swisscom-Bürogebäude im schweizeri-
schen Bellinzona, die Stadt- und Landesbibliothek in
Dortmund, die Kunstgalerie in Tokio oder die Kirche im
italienischen Pordenone.
Quelle: Who’s who der Architektur
Online-Biografien
Mario Botta, Architekt des Mineralbad & Spa Rigi Kaltbad, erklärt sein
Werk im Herzen der Schweiz: «Ich erhoffe mir, dass hier die Besucher
ein einzigartiges Gefühl verspüren werden.»
Text: Josef Odermatt Fotos: Heidi Duss-Bürgi
«… als würde man im
Himmel schweben!»
Mario Botta: «Schauen Sie, hier haben wir wirklich etwas Spezielles»:
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