Nr.1 Juni 2012 - page 40

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RIGI
NAL
«Natürlich, auch Esel haben Fans, es gibt eine richtige
‹Esel-Community›», sagt Anna Baumann, Direktorin des
Natur- und Tierparks Goldau. «Wissen Sie, Esel besitzen ei-
nen ausgesprochen liebenswürdigen, wirklich guten Cha-
rakter, darum sind sie bei vielen unserer Besucherinnen
und Besuchern sehr beliebt.» Seit gut 15 Jahren kann man
auch im Natur- und Tierpark Goldau so genannte Paten-
schaften übernehmen, genau wie in vielen anderen Zoos
weltweit. «Bei uns ist aber das Spezielle, dass wir keine
‹exotischen› Tiere haben, sondern einheimische, also euro-
päische Arten», erklärt Anna Baumann.
Ein Geschenk für Mensch und Tier
Genau 85 verschiedene Tierarten stehen auf der Paten-
schaftsliste in Goldau, von A wie Alpendohle geht’s bis zu Z
wie Zwergziege, von gross wie Wisent bis klein wie Laub-
frosch. Welches sind denn nun die beliebtesten Tiere, also
diejenigen, die am meisten Göttis haben? Dazu die Direkto-
rin: «Weil halt der Göttibatzen für die kleineren Tiere nicht so
hoch ist, haben wir viele Tierliebhaber von Amphibien, Rep-
tilien und Vögel. Das freut uns natürlich umso mehr, als
man eben diese Tiere nicht einfach so streicheln, aber trotz-
dem eine Beziehung aufbauen kann.» Die Tierpatenschaft sei
eben ein Geschenk für Mensch und Tier, sagt sie weiter. «Die
Mensch-Tier-Beziehung, welche in den letzten Jahren fast
gänzlich verloren gegangen ist, kann hier gepflegt und nicht
nur symbolisch unterstützt werden. Der Patenbeitrag sorgt
für den Unterhalt eines Tieres und för-
dert primär die Arterhaltung und se-
kundär die Wiederansiedlungen. Der
Patenname wird auf der Patentafel
beim Parkeingang eingetragen. Die Pa-
ten bekommen eine Urkunde mit Foto
ihres Schützlings samt Infoblatt über
das Patentier. Und einmal im Jahr lädt der Natur- und Tier-
park Goldau als Dankeschön zum Patentag ein mit interes-
santen Informationen und einem feinen Imbiss.»
«… direkt nach dem Schweizer Käse»
So bleibt der Park immer ein Reich für Entdeckungen. Hier,
mitten in einem wilden Bergsturz-Waldgebiet, auf gut 34
Hektaren ursprünglicher Natur, können Besucherinnen
und Besucher Hirsche, Bären, Wölfe, Luchse und Greifvö-
gel aus nächster Nähe beobachten. Für alle Generationen
aus nah und fern sei der Natur- und Tierpark immer wie-
der ein besonderer Ausflug wert, freut sich Anna Bau-
mann. Gerade kürzlich habe ihr eine Besucherin aus
Deutschland gesagt, der Natur- und Tierpark Goldau sei
wunderschön und einzigartig, für sie komme er direkt nach
dem Schweizer Käse. Und genau wie der Schweizer Käse
hat der Natur- und Tierpark eine lange Tradition und einen
guten Ruf. Seit 1925 gibt es ihn. Seine Einzigartigkeit «ver-
dankt» er der gewaltigen Naturkatastrophe vom 2. Sep-
tember 1806. 40 Millionen Kubikmeter Gestein donnerten
damals vom Rossberg zu Tale und gestalteten die Land-
schaft völlig neu. Sie begruben 457 Menschen in den Dör-
fern Röthen, Buosigen und Goldau unter einer gut 30 Me-
ter dicken Schicht. Rund sechs Quadratkilometer im
Talboden zwischen Rossberg und Rigi wurden mit Nagel-
fluhbrocken zugedeckt. Seit 206 Jahren gedeihen hier nun
ca. 700 Blütenpflanzen, Moose und Farne. «Damit ist un-
ser Park eben nicht nur ein Tier-, sondern auch wirklich
ein echter Natur-Park», sagt Anna Baumann. Da gefällt es
den Orchideen, ebenso wie der deutschen Besucherin, dem
Laubfrosch und dem Esel. Halt, nicht nur einfach «Esel»,
sondern, so heisst es in der Patenschaftsliste, «Weisser
Barock-Esel» oder «Poitou-Esel».
Im Natur- und Tierpark Goldau haben viele einheimische Tiere
eine Patenschaft. Aber – bekommt auch ein Esel einen Götti? 
Text: Bruno Weingartner Fotos: Tierpark Goldau
Ein Göttibatzen
für Laubfrosch und
Barock-Esel
Anna Baumann mit Hausschweinen und Barock-Eseln
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