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RIGI
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Junge Pflanzen im Kastanienhain Mätzli
oberhalb Vitznau.
Die Rigi –
umringt von der Edelkastanie
Die typische Kastanienregionen ist das Tes-
sin. Daneben ist der ehemalige «Brotbaum»
für ärmere Menschen auch in den Bündner
Bergtälern, im Wallis und um die Rigi weit
verbreitet. Die Edelkastanie hatte im Mittel-
alter auch in Regionen am Vierwaldstätter-
und Zugersee mit ihrer gesunden und nahr-
haften Frucht wie auch mit ihrem hochwer-
tigen Holz einen hohen Stellenwert.
Geschätzt und geerntet noch bis zu Beginn
der 1950er Jahre, geriet der Kulturbaum an-
schliessend durch verschiedene Einflüsse
für einige Jahrzehnte mehr oder weniger in
Vergessenheit. Kurz vor der Wende zum 21.
Jahrhundert brachte eine sogenannte
Renaissance – ausgelöst durch ein Umden-
ken unserer Gesellschaft zu biologischen
Nahrungsmitteln und zur Erhaltung der
Natur mit Biodiversität – die Edelkastanie
auch auf die Alpennordseite zurück. Vor al-
lem in den Luzerner Seegemeinden erin-
nerten sich einige Naturfreunde aus der
Forst- und Landwirtschaft sowie aus dem
Tourismus an die Relikte der ehemaligen
Edelkastanien-Haine rund um die Rigi.
Dies führte im Jahr 2000 in Greppen zur
Gründung der IG Pro Kastanie Zentral-
schweiz.
Zeugnis unserer Kultur
Gut unterhaltene Edelkastanien-Haine bil-
den freundliche, helle und vielfältige Land-
schaften. Die Pflege dieser Haine bietet zu-
dem die Möglichkeit, der Ausbreitung des
Waldes Einhalt zu gebieten – jenem Wald,
der alles verschlingt und der vergessen
lässt, wie die alten Strukturen aussahen,
welchen Wert der traditionelle Anbau der
Edelkastanien-Bäume hatte und wie wich-
tig die Vielfalt der Früchte für das Überle-
ben der Menschen war. Heute ist ein gut
unterhaltener Edelkastanien-Hain eine
Kostbarkeit und wertvolles Zeugnis unserer
Geschichte und unserer Kultur.
Der Edelkastanien-Hain
Die typischen Elemente von Edelkastani-
en-Hainen einst wie heute sind ein lockerer
Baumbestand mit einer durchgehenden
Grasnarbe oder Krautschicht. Dieser Hain
ist eine alte Nutzungsform, bei der sich drei
Der Edelkastanien-Hain bietet Platz für
Erholung, Aktivitäten und Lernen, erzeugt
neue Produkte und ist ein Reservoir der
Biodiversität.
Text: Hans-Peter Rust Fotos: IG Pro Kastanie Zentralschweiz
Reich behangene Edelkastanie bei der Langegg
Küssnacht.
Der neu begründete Kastanienhain im Gebiet
Rotschuo.