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O

RIGI

NAL

Justizposse um den Brand

des Hotels Rigi-First

Nach dem Ersten Weltkrieg rentierten die

einstigen Luxushotels auf der Rigi kaum

mehr. Einige liess man abbrechen – ande-

re brannten ab. Zur schrecklichen Kata-

strophe wurde der Brand des Grandhotels

im Kaltbad am 9. Februar 1961, der elf

Menschen das Leben kostete. Im Hotel

befanden sich 180 Gäste und 60 Ange-

stellte, als mitten in der Nacht das Feuer

ausbrach. Ein Feuerwehrmann wurde

später von der NZZ befragt. Bei seiner An-

kunft habe er «ein Bild grenzenloser Pa-

nik» gesehen, sagte er. Viele Menschen

seien noch an den Fenstern gestanden,

während schon die Flammen aus den

Fenstern schlugen. Die meisten sprangen

schliesslich aus den Fenstern und über-

lebten, weil der hohe Schnee den Fall

dämpfte.

Schon im Juli 1935 hatte es auf Rigi-Kulm

gebrannt: Vom ersten Kulmhotel, das als

«Schulhaus» bekannt war, blieben nach

dem Brand nur ein paar qualmende Über-

reste. Weil das Haus damals bereits nicht

mehr in Gebrauch stand, kamen keine

Menschen zu Schaden. Die grossen Hotels

auf der Rigi waren sehr leicht gebaut und

bestanden meist aus Holz. Wenn also ein

Brand ausbrach, kam die Rettung in der

Regel zu spät. Das war in der Nacht vom

24. auf den 25. Juli 1948 auch beim ehe-

mals noblen Hotel First der Fall: Innert

vier Stunden brannte es bis auf die

Grundmauern nieder. Auch in diesem

Haus waren keine Gäste mehr unterge-

bracht, und der Wächter, der als Einziger

darin wohnte, bemerkte den Brand recht-

zeitig. Allerdings gelang es ihm nicht

mehr, das Silbergeschirr aus dem vierten

Stock in Sicherheit zu bringen. Man er-

zählte sich später, dass der Feuerwehr-

kommandant, der auf der Rigi ein be-

kanntes Hotel leitete, die Sinnlosigkeit ei-

nes Einsatzes einsah – und sich darauf

verlegt habe, das Geschehen mit seiner

Filmkamera festzuhalten.

Wer hinter dem Brand stecken könnte,

war bald klar. Erst vor neun Tagen hatte

Karl Dubs, ein Garagist aus Zürich, das

baufällige Haus gekauft, und nun wurde

eine stattliche Versicherungssumme fäl-

lig. Der neue Besitzer wurde deshalb auch

sofort in Untersuchungshaft gesteckt. Die

erste Instanz sprach ihn schuldig. Für

fünf Jahre sollte der Garagist ins Zucht-

haus. Vor dem Kantonsgericht Schwyz

wendete sich das Blatt allerdings sehr

bald. Die Verurteilung war nämlich nur

deshalb zustandegekommen, weil ein

Zeuge ausgesagt hatte, er habe den neuen

Besitzer am Tag nach dem Brand im Res-

taurant Lotenbach bei Walchwil mit zwei

möglichen Brandstiftern gesehen.

Dieser Zeuge, ein 52-jähriger Dachdecker

namens Anton Schönenberger, «ein klei-

ner Mann mit grossem Schnauz», wie die

NZZ schrieb, wurde vor Gericht richtigge-

hend «auseinandergenommen». Seltsam

war schon die Tatsache, dass er erst rund

zwei Monate nach dem Brand von einem

Hellseher mit seinem Medium gefunden

worden war. Später stellte sich heraus,

dass zwei Polizisten den Zeugen vor der

Verschiedene Hotelbauten auf der Rigi endeten oft in Konkurs oder Schutt

und Asche…

Text: Adi Kälin, Fotos: Aus dem Buch «Rigi – mehr als ein Berg» von Adi Kälin, Verlag hier und jetzt, 2012

Das Hotel Rigi First wurde 1875 als Luxushaus

mit 220 Betten eröffnet.

Bis zuletzt wurden im Hotel Rigi-First

rauschende Feste gefeiert