Nr.1 Juni 2012 - page 70

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O
RIGI
NAL
Viele Literaten und Komponisten – von Johann Wolfgang
Goethe über Carl Maria von Weber bis Mark Twain – waren
von ihren Rigi-Ausflügen begeistert und schrieben in ihren
Briefen und Reiseberichten von ihren einmaligen Erlebnis-
sen. Der Innerschweizer Germanist und Literaturhistoriker
Joseph Bättig sagt dazu: «Der berühmte Berg holte sich be-
rühmte Namen. Die Rigi war anfänglich eingebettet in die
epochale Entdeckung der Alpen. Die harte Wirklichkeit der
damaligen Zeit wurde umgepolt zur schuldlosen Idylle,
und der Berg wurde zu einem Fluchtpunkt von bedeuten-
den Persönlichkeiten.»
Literaturtage vermitteln
die einzigartigen Rigi-Qualitäten
Und nun gibt es eine Art Neupositionierung der Rigi als li-
terarischer Berg, die «Rigi-Literaturtage» haben ihren fes-
ten Platz bekommen im Jahreskalender auf dem Berg. Wie
kam es dazu, welche Ideen stecken hinter den neuen Rigi-
Literaturtagen? Dazu die Initiantin Susan Zurmühle, sie ist
in Weggis aufgewachsen, wohnt auf der Rigi und arbeitet
als Malerin und Kunsttherapeutin: «Alle diese namhaften
Persönlichkeiten aus der Vergangenheit beschrieben die
Rigi als den Ort der Ruhe und Erholung, der Einsicht und
der Aussicht – und ich bin überzeugt, dass genau diese
Qualitäten mit einem Literaturfest dem Publikum überzeu-
gend und authentisch vermittelt werden können.» Ein wei-
teres wesentliches Merkmal der Literaturtage sei, dass sie
auf verschiedenen «Ebenen» auf der Rigi stattfänden. «Wir
haben im Jahr 2010 auf Rigi Kulm begonnen, dann waren
wir auf der der Ebene Staffel/Staffelhöhe und nun ist es die
Ebene Rigi Kaltbad, welche dieses Jahr ‹an der Reihe› ist.
So sollen die Rigi-Literaturtage dazu beitragen, dass die
unsichtbaren, aber spürbaren Grenzen der Kantone über-
wunden werden.»
Weit gesteckte Grenzen
Dreifache Frauenpower – zu Susan Zurmühle kamen Rena-
te Käppeli vom Hotel Rigi Kulm und die Küssnachter
Schriftstellerin und Verlegerin Silvia Götschi – und das
Knowhow des Präsidenten des Innerschweizer Schriftstel-
lerinnen- und Schriftstellerverein ISSV hätten dazu ge-
führt, die Rigi-Literaturtage ins Leben zu rufen, sagt Susan
Zurmühle weiter: «Schon in der Vorbereitungsphase der
Idee zur Realisierung der Rigi Literaturtage gesellte sich
Andreas Iten aus Unterägeri, alt Stän-
derat des Kantons Zug und Präsident
des ISSV dazu. Der ISSV richtete bis
dahin die Zentralschweizer Literatur-
tage in Willisau aus und suchte einen
neuen Ort für die Veranstaltung.
Ebenfalls in der Organisation der Lite-
raturtage tätig sind die Stanser Autorin Marlène Wirthner-
Durrer und der Zuger Schriftsteller Adrian Hürlimann.»
Klein, aber fein
Es sei sehr wichtig, einen Anlass auf der Rigi zu etablieren,
welcher weder grossen Lärm noch viele Umtriebe verursa-
che. «Klein aber fein, im echten Stil der Rigi ist unser Mot-
to», sagt Susan Zurmühle. Und welches waren ihrer Mei-
nung nach die Highlights in den ersten beiden Auflagen
der Literaturtage? «Jedes Jahr stellen wir den Gästen Inner-
schweizer Autoren vor, welche vielleicht schon in Verges-
senheit geraten sind. So haben wir 2011 die Vernehmlas-
sungen Heinrich Federer gewidmet und 2012 wird der
Gersauer Josef Maria Camenzind gelesen. Thomas Hürli-
mann, Anita Schorno, Joseph Bättig, Walter Sigi Arnold,
Gisela Widmer, Annette Windlin und viele Innerschweizer
Autorinnen und Autoren, Musiker und Schauspieler waren
die letzten beiden Jahre mit verschiedenen Produktionen
zu Gast.»
Dieses Jahr, am Freitag, 31. August, wird die Luzerner Film-
autorin Alice Schmid mit ihrem Film «Die Kinder vom
Napf» auf der Rigi sein. Am Samstag, 1. September wird
Lukas Hartmann aus seinem neuen Roman lesen und Ge-
birgspoeten werden den Abend abrunden. Susan Zurmüh-
le weiter: «Schon zum festen Programmpunkt gehören die
Literarischen Spaziergänge und die Lesungen von ISSV-
Autoren mit Neuheiten aus dem Innerschweizer Literatur-
schaffen. Spannend ist natürlich auch der ’Wortwechsel’
am Sonntagmorgen mit Hardy Ruoss, dem grossen
Schweizer Literaturkritiker, und natürlich der literarische
Sonntagsspaziergang mit jungen, spritzigen, witzigen Au-
toren aus der Innerschweizer Literaturszene.»
Bei einer Lesung in der Landschaft und am Kaminfeuer oder im Open-
Air Kino kommt es zu Einsichten und Aussichten: Das sind die neuen
Rigi-Literaturtage. 
Text: Bruno Weingartner Fotos: Tibor Göröcs
Der literarische Berg
Lesung auf dem Schwing-
platz.
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aktuellen Programm 2012
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