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RIGI
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Die Gästeliste des Hotels Schreiber liest sich wie
das who is who der edlen Herrschaften
Die Gaststube des Hotels Felchlin atmet noch
den Duft der Belle Epoque
Die Türklinke des Grand Hotel Schreiber lebt
weiter im heutigen Hotel Rigi Kulm.
die Kapelle drei Gasthäuser mit einem An-
gebot von insgesamt rund 70 Betten. Ei-
nen Höhepunkt erreichte die Zuflucht von
Menschen zur Zeit des Franzoseneinfalls
von 1798. Die Zwangseinquartierung fran-
zösischer Offiziere strapazierte den Haus-
halt des Hospizes bis zum Äussersten…
Wer heute – am besten vom Kräbel übers
Dächli kommend – den historischen Pil-
gerweg hochsteigt, merkt nicht mehr viel
von diesem Rummel. Von den 14 Stationen
des Kreuzweges ist dank einer Rettungsak-
tion von Freiwilligen im Jahr 1964 nur
noch eine geblieben – die Malchuskapelle.
Auffallend ist die Breite des Weges. Wie
andere Rigiwege musste er im 19 Jahrhun-
dert zur Zeit des grossen Touristenan-
sturms verbreitert und pferdetauglich ge-
macht werden. Trotz dieser Massnahme
wurde 1840 sogar ein Wegzoll für Rigiträ-
ger und Pferdehalter eingeführt, um den
Wegunterhalt finanzieren zu können. Die
Hotellerie auf Rigi Klösterli ist heute auf
ein bescheidenes Mass geschrumpft. Zur
Blütezeit boten drei Hotelpaläste weit über
300 Betten an. Übriggeblieben ist einzig
das ehemalige Hotel Schwert, das heute
«Hotel Klösterli – Zum goldenen Hirschen»
heisst.
So kann man heute diesen schön angeleg-
ten Weg dazu brauchen, wofür er geschaf-
fen wurde: Zum meditativen Gehen nach
dem Motto «Der Weg ist das Ziel». Dann
wird nämlich auch das Ziel zum Weg –
drinnen in der Kapelle Maria zum Schnee,
benannt nach der Römer Kirche «Santa
Maria Maggiore». Diese wurde an der Stel-
le errichtet, an der in der Nacht zum 5. Au-
gust Schnee gefallen war, wie es Maria
dem damaligen Papst im Traum angekün-
digt hatte.
Etappe 2: Auf Spurensuche
Alles ist weggeputzt von der Rigi-Herrlich-
keit des ausgehenden 19. Jahrhunderts:
Viele der leicht gebauten Holz-Hotelpaläs-
te mit insgesamt über 2000 Betten, in de-
nen Gäste aus aller Welt Ferien machten,
sind schlicht und einfach abgebrannt, wo-
bei im Falle des Brandes des Grand Hotels
Rigi Kaltbad am 9. Februar 1961 elf Men-
schen zu Tode kamen. Auf Rigi Kulm sorg-
te in den 1950er-Jahren der Heimatschutz
dafür, dass der Gipfel wieder vom Schutt
der Vergangenheit befreit wurde. 1951
wurden sogar Schoggitaler verkauft, um
die Abbrucharbeiten der Kulmhotels mit-
zufinanzieren.
Alles ist also weggeputzt – wirklich alles?
Nein, nicht ganz. Es gibt da und dort noch
Spuren. Bei der Suche danach hilft die
«Kulturspur Rigi» der Gemeinde Arth. Es
lohnt sich, die Kulturspur über www.arth.
ch/de/vereine/kulturspuren anzuklicken.
Da findet man viele gut aufbereitete Infor-
mationen über das, was man noch sieht,
und das, was dahinter verborgen ist. Las-
sen wir unsere Kulturspur – Wanderung in
Rigi Klösterli beginnen und wandern zu-
erst zum First. Über der Stützmauer der
ehemaligen Rigi Scheidegg – Bahn sind ei-
nige neue Holzhäuschen erstellt worden.
Die Baubewilligung wurde nur erteilt, weil
dieser Platz schon mal überbaut war – mit
der Terrasse des alten Hotels Rigi First.
Wir nehmen nun den auch landschaftlich
schönen Weg unter dem Rotstock hin-
durch zum Rigi Staffel. Denn da steht es –
das einzige Relikt, das noch den Charme
der Belle Epoque versprüht – das Hotel
Die Kapelle Maria zum Schnee in Rigi Klösterli