Nr.1 Juni 2012 - page 13

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O
RIGI
NAL
rigkeit «approbiert» worden seien. «Doch soll von mir nie-
mand hiemit censiert noch geurteilt sin», fügte Cysat noch
an. 1817 verlief eine Badekur noch immer ganz ähnlich,
mit der Ausnahme allerdings, dass die Kranken sich nun
vollständig angezogen in den Brunnen setzten und sich
dann an die Sonne legten, bis sie trocken waren. Der Zür-
cher Ulrich Hegner, der das in seinem Reisebericht be-
schrieb, fand auch, es handle sich um «ein Kraftmittel, das
manchen bedenklich vorkommen möchte». Allerdings
«soll es die Erfahrung für sich haben».
… und ab 1835 auch warm!
Bis 1835 waren vor allem die Hotels auf Schwyzer Boden
in die Höhe geschossen – zuerst wegen der frommen Pil-
ger, später wegen der «unkatholischen Bergfahrer», die vor
allem der schönen Aussicht wegen auf die Rigi gestiegen
waren. In den Gebieten Klösterli, Kulm und Staffel fanden
die Gäste schon gegen 180 Hotelbetten vor, während es im
Kaltbad nur einige wenige waren. Jetzt aber holte Kaltbad
rasch auf, was vor allem dem umtriebigen Wirt Joseph Se-
gesser zu verdanken war. Ihm stand der Sinn nicht nach
der Vermietung einiger Zimmer in einer besseren Alphütte,
als er 1835 das alte Gasthaus übernahm. Sofort baute er
ein neues, grösseres Gebäude, das von den ersten Gästen
in den höchsten Tönen gelobt wurde. Gerold Meyer von
Knonau schrieb etwa in seinen «Erinnerungen an die
Rigi», dass Segesser ein sehr bequem eingerichtetes Haus
gebaut habe. Es habe einen «Speisesaal mit Pianoforte
und 26 tapezierte Zimmer». Vor allem aber gab es unter
dem Speisesaal in «fünf niedlichen Zimmerchen» sechs
«Badekasten», die dort für Kurgäste eingebaut worden wa-
ren. Das ganz Besondere, was die Gäste immens gefreut
haben dürfte, war die Tatsache, dass in diesen «Bade-
kasten» nun nicht mehr nur kalt, sondern auch warm ge-
badet werden konnte.
Badeteiche für Hotelgäste
Wenige Jahre später begann der Kurbetrieb auch auf der
Scheidegg. 1840 hatte dort ein Konsortium aus Gersau ein
Kurhaus erstellt und es ein Jahr später an die Gebrüder
Müller verkauft. Beim Bau des Gebäudes hatte man eine
alte Heilquelle wiederentdeckt, die in der Folge in grossem
Stil vermarktet wurde. Der Erfolg blieb nicht aus: Schon
um 1870 gab es auf der Scheidegg um die 300 Hotelbetten.
Die Quelle allerdings scheint von eher sensiblem Charakter
zu sein; sie versiegte immer mal wieder und tauchte dann
unvermittelt wieder auf. «Tschany» Baggenstos etwa erin-
nert sich daran, dass er die Quelle einmal unverhofft wie-
der fand und das Wasser einer genaueren Untersuchung
Oberhalb des Hotels First gab es einen Badeweiher, der ausschliesslich
den Gästen des Hauses vorbehalten war.
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