Nr.2 Oktober 2013 - page 25

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RIGI
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nis. Wir wollen aber nicht im Wettbewerb
der Dumping-Preise mitmischen, sondern
wollen unsere Präsenz erhöhen, die Märk-
te und Marktteilnehmer aktiver bearbeiten
und unser einzigartiges Bergerlebnis in
den Vordergrund stellen. Wir treten gegen-
über allen Partnern transparent auf und
passen unsere Preise einzig aufgrund der
zu erwartenden Volumen an.
Uns ist ganz wichtig, dass wir nicht unsere
langjährige und zufriedene Stammkund-
schaft – die Schweizer Besucher – durch
eine Überflutung von internationalen
Gruppenreisenden vertreiben. Ein gute Ba-
lance zu finden ist unser Ziel. Fazit: Ein
Schweizer Individualreisender mit Halbtax
bezahlt auf der Rigi in der Regel weniger
als ein Internationaler Gruppenreisender.
Gibt es auch individuell reisende Asia-
ten auf der Rigi?
Ja und es sind immer mehr. Das Reisever-
halten der Asiaten wird sich in Zukunft
vermehrt in Richtung Individualreisende
verlagern. Davon wird die Rigi bedeutend
profitieren, da wir als einzige Bergbahn der
Region voll im Swisspass integriert sind
und kein Zuschlag erhoben wird.
Auf der Rigi ist das Verhältnis Schwei-
zer zu ausländischen Gästen ungefähr
85:15. Auf dem Pilatus ist es gerade um-
gekehrt. Wie will sich die Rigi positio-
nieren?
Die Rigi ist und soll der beliebteste Aus-
flugsberg der Schweizer bleiben. Wir
möchten in den kommenden zwei bis drei
Jahren die Zahl der Schweizer Gäste halten
oder leicht steigern und gleichzeitig ein
Verhältnis von 70:30 erreichen. Dies käme
einer Gesamtsteigerung der Gästezahl von
ca. 600’000 auf ca. 725’000 gleich.
Sie sind seit rund einem Jahr bei den Ri-
gi-Bahnen, macht die Arbeit Spass?
Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, her-
ausfordernd und macht viel Spass. Beson-
ders hervorheben möchte ich die unzähli-
gen spannenden Begegnungen mit Gästen
und Partnern auf dem Berg, aber auch bei
Geschäftspartnern im Inland und Ausland.
Wo sehen Sie die grössten Herausforde-
rungen?
Ich sehe in diversen Bereichen grosses
Entwicklungspotenzial. Das wichtigste al-
lerdings ist, dass alle an der Rigi tätigen
und lebenden Personen und Dienstleis-
tungsbetriebe die Haltung als Gastgeber/
als gastfreundlicher Betrieb wahrnehmen
und dies authentisch tagtäglich vorleben.
Das ist das A und O einer Destination. Ba-
sierend darauf gilt es das Erscheinungs-
bild, den Informationsfluss und den Kom-
fort in den Bahnen, an den Stationen und
an von Gäste frequentierten Orten aufzu-
frischen und zu modernisieren. Sprich der
etwas verstaubte Eindruck auf der Rigi soll
in Zukunft etwas moderner – immer noch
in die natürliche Umgebung passend – da-
her kommen. Die Rigi sollte ein etwas kla-
reres «Gesicht» bekommen und entspre-
chend prägnanter positioniert werden.
Diverse Inszenierungen, Ideen und Projek-
te werden das seine dazu beitragen, dass
wir in Zukunft auch neue Gästegruppen
anziehen können und diese auch bei weni-
ger gutem Wetter – in gesundem Masse –
unterhalten und begeistern können. Ich er-
hoffe mir eine breite Unterstützung, ein
Welt offenes und gesamtheitliches Den-
ken, eine flexible Haltung bei Neuem und
eine Begeisterung von allen Partnern und
Rigi «Erlebnis-Gestaltern». Nur wenn alle
am gleichen Strick ziehen, können wir uns
weiterentwickeln und weit herum Freude
verbreiten.
Urs Durrer, Leiter des Amts für Wirtschaft des
Kantons Schwyz, Italien rückt näher an die In-
nerschweiz im Allgemeinen und an Schwyz im
Besonderen. Arth-Goldau wird NEAT-Bahnhof.
Was erwarten Sie als Wirtschaftsförderer des
Kantons Schwyz?
Ich erwarte eine neue Dynamik. Die Lombardei ist
eine der stärksten Wirtschaftsregionen Europas.
Mit der Neat erhalten wir einen unmittelbaren Zu­
gang. Der Kanton Schwyz kann zu einem bedeu­
tenden Standort für italienische Firmen werden, die
den Zugang zum deutschen Wirtschaftsraum su­
chen. Diese Chance müssen wir für den inneren
Kantonsteil packen!
Wie wecken sie in Mailand das Interesse für
den inneren Kantonsteil?
Wir müssen jetzt, kurz vor der NEAT-Eröffnung das
Interesse in Norditalien für den Kanton Schwyz we­
cken. Bekanntlich vergehen ja ein bis zwei Jahre,
bis eine Firma den Entschluss, eine Niederlassung
zu gründen, in die Tat umsetzt. Noch im Oktober
2013 haben wir daher den ersten Infoanlass in
Mailand auf dem Programm. Erfreulicherweise ha­
ben sich über 50 Firmen angemeldet. Das zeigt:
das Interesse an Schwyz ist gross.
Mailand – Arth-Goldau in zwei Stunden oder
Mailand – Rigi Kulm in zweieinhalb Stunden?
Wird auch der Tourismus davon profitieren?
Der Tourismus kann stark von dieser veränderten Si­
tuation profitieren. Unsere Region wird für Tagestou­
risten noch interessanter, aber auch als Feriendesti­
nation werden wir profitieren können. Die Lombardei
kann künftig zu einer wichtigen Einnahmequelle un­
serer Tourismusdestinationen werden. Die Rigi mit
den Bahnen ab Arth und Vitznau ist bereits jetzt sehr
begehrt bei den Italienern – weil sie rollende Wagen
mehr lieben als schwebende Seilbahnen…
Was würden Sie den Touristikern raten, wie sie
sich vorbereiten sollen auf die neuen Kunden?
Natürlich hängt das vom Marketingkonzept jedes
einzelnen Betriebes ab. Aber sicher lohnt es sich,
den italienischen Markt genauer zu analysieren und
die eigenen Produkte und Angebote allenfalls auszu­
richten auf die südländische Kundschaft. Dies vor al­
lem auch im Vorfeld der Eröffnung des NEAT-Basis­
tunnels, beispielsweise durch starke gemeinsame
Marketingaktionen und Präsenzen. Und dann gibt es
2015 die Weltausstellung in Mailand, wo die
Schweiz im allgemeinen und der Tourismus im be­
sonderen eine Rolle spielen wird. Die Leitthemen der
Expo sind Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung,
Nahrungssicherheit und erneuerbare Energien.
Bisher kam das (wirtschaftlich) Gute immer
vom Norden, sprich vom Grossraum Zürich.
Wird sich das nun ändern?
Der Grossraum Zürich wird auch in Zukunft unser
Wirtschaftsmotor bleiben. Italienische Firmen zie­
hen nur zu uns, wenn sie von diesem Motor profi­
tieren können und wenn sie unter ande­
rem auf hochqualifizierte Arbeitskräfte
zugreifen können. Das heisst auch für
die Zukunft: nur wenn wir unsere Haus­
aufgaben machen und der Wirtschaft
optimale Rahmenbedingungen bieten,
sind wir auch attraktiv für Neuzuzüge,
die uns Wertschöpfung bringen.
Die Italiener kommen!
Schwyz Tourismus und Luzern Tourismus sind seit
vier Jahren als Keypartner von Schweiz Tourismus
auf dem norditalienischen Markt präsent. Die An­
strengungen mit publikumsträchtigen Aktionen wie
Trambeschriftungen und Plakatierung am Domplatz
sowie die Medienarbeit und Präsenzen an Messen
und Ausstellungen in Norditalien wirken sich aus.
2013 bzw. Januar bis August gab es allein im Kan­
ton Schwyz 16% mehr italienische Gäste. Und in
zwei Jahren rückt die Lom­
bardei dank der NEAT noch
näher zu uns. Das ist sowohl
für den Tourismus wie auch
für die gesamte Wirtschaft in­
teressant. Bereits jetzt inter­
essieren sich italienische Fir­
men für den Raum Schwyz.
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